Excalibur´s Wilde

Was war passiert und unsere erste Vermutung?

Stellt euch vor, ihr holt eure Dicke aus dem Winterschlaf, für die erste Tour. Ihr merkt, daß sie schlecht anspringt und unruhig läuft. Sie hat Fehlzündungen und klackert stark und sehr laut auf dem vorderen Zylinder. Was macht ihr? Genau! Lange warm laufen lassen und wenn sich nix ändert, bringt ihr sie zu uns in die Werkstatt und wir schauen mal nach. Was macht Excalibur? Er fährt so wie sie ist auf die Autobahn und gibt Gas, Richtung Sachsen Anhalt! Ergebnis! Eine Explosion, so laut wie bei einer Handgranate und wieder das laute Klingeln. Das war´s! Nix geht mehr.


So wie es Excalli beschrieb, bekam der vordere Zylinder überhaupt kein Öl. Der Hydro wurde durch die Unterversorgung weich und die Stößel fingen stark und sehr laut an zu klingeln ( ein leichtes klingeln ist bei alten Hydros normal und führt nicht zu Schäden ), gleichzeitig floss kein Öl durch die Y Leitung, was die Kolben heiß werden und den Motor schwer drehen ließ. ( kurze Zeit ohne Öl, macht den Kolben nix. Wenn die Schmierung für längere Zeit ausfällt, fangen die Kolben an zu klemmen, weil sie sich durch die Wärme schneller ausdehnen als die Zylinder ) Ich tippe mal auf Schwalbenschwanzwelle der Ölpumpe abgeschert, was Manni mal hatte.

Die Fehlzündungen können mehrere Ursachen haben, gerade, wenn sie aus den Winterschlaf kommt.
1. Wenn sie mit fast leerem Tank eingelagert wurde, dann ist der Sprit nicht mehr gut. Einfach nachtanken und gut ist.
2. Verharzungen im Vergaser, deswegen sollte man vor dem Einlagern auf den letzten Touren ein Adjektiv dem Sprit zugeben. Im allgemeinen löst sich der Gries von alleine auf, wenn der Vergaser wieder regelmäßig mit Sprit versorgt wird. Wenn nicht, muß der Vergaser gereinigt werden.
3. Kein Zündfunken. Durch zu fettem Gemisch, kann es zu Verrussungen der Elektroden kommen, wodurch eine unregelmäßige Funkenbildung entsteht. Zündkerzen wechseln.
4. Verschmutzter Luftfilter. Durch die Verschmutzung ändert sich das Luft - Benzingemisch, welches dann ungleichmäßig zündet und abbrennt.

Eine dieser Ursachen war es anfänglich wohl auch bei Excalli, was zumindest die Fehlzündungen erklärt. Die Schwalbenschwanzführung der Ölpumpe ist wohl beim ersten Startversuch abgebrochen. Muß also schon vor dem Einlagern angerissen gewesen sein. Eigentlich kam das nur bei den ersten ´99 - 01 Modellen vor. Die 2002 er Modelle hatten schon eine verstärkte Ölpumpenwelle drin.

Ursachenforschung!

Spekulieren bringt nix! Wir müßen die Ursache finden.

Excalibur und sein Bruder brachten sie Samstag Nacht zu uns in die Werkstatt und heute hatte ich mal die Zeit, einen Blick drauf zu werfen.

Also, als erstes den Tank runter und mal allgemein geschaut!

Die Stahlflexleitungen der Gaszüge lagen zwar an den Kontakten der Zündspule an, hatten aber noch keinen Kontakt hergestellt.

 

Die Iridium Kerzen waren vorne hellbraun und hinten schwarz.

Erstmal normale eingebaut und versucht zu starten.

Ohne Erfolg!

Batterie war leer, also fremdgestartet.

Ohne Erfolg, aber es kam wieder dieses abzischende Geräusch, welches ich Samstag Nacht schon gehört hatte.

Die Auspuffabgase kamen am oberen Stößelcover raus.

Nicht gut!

 

Wie Christian schon vermutete, war der Kurbelgehäuseentlüftungsschlauch schlecht verlegt worden. Das erklärt zwar auch die Fehlzündungen, aber war nicht die Ursache.

Nachdem ich die Luftfilterplatte abgeschraubt hatte, fiel mir der Luftfilter entgegen. Normal war er mit 3 Schrauben verschraubt. Der war rausgerissen. Wahrscheinlich vom Flammenrückschlag, durch die Fehlzündungen.

Danach hab ich mir den Vergaser vorgenommen, ob der vielleicht einen wech hat. Aber der funktionierte einwandfrei.

Jetzt wollte ich die Arbeiten eigentlich einstellen, weil ich gesehen habe, daß alle Schrauben, des hinteren Zylinders abgegnappelt waren. Sowas mag ich gar nicht, wenn da schon jemand anderes dran r

Aber, an den hinteren Zylinder muß ich ja nicht ran.

Excalli sagte, daß das Klingeln von vorne kam.

 

Als nächstes hatte ich die vorderen Zündkerzen ausgebaut und versucht sie nur mit dem hinteren Zylinder ( also 800 ccm ) laufen zu lassen, aber das ging auch nicht.

 

Also beschloss ich den Zylinder zu öffnen.

Den Hydro für die Einlassventile konnte man keinen Millimeter eindrücken. Der war in Ordnung. Aber den Hydro für die Auslassventile konnte ich über die Stößel, 8 mm eindrücken. Der hatte keinen Öldruck mehr. Das erklärt schon mal das Klingeln, was Excalli hörte und auch das abzischende Geräusch, weil die Auslassventile nicht mehr öffneten.

Die Auspuffabgase wurden zwischen oberen Stößelcover und Zylinder abgeblasen. Sehr ungewöhnlich!

Also weiter machen. Wir müßen an die Hydro´s ran!

Jetzt kann man es noch besser sehen, wie weit der Hydro eingedrückt wird.

Also, bauen wir mal die Hydro´s aus!

Das gleiche Problem, wie Hoppie einst hatte. Der Hydro wurde von unten durchgeschliffen und verlor so seinen Öldruck.

 

Wir vergleichen mal Excalli´s Hydro mit Hoppie´s Hydro.

Excalli´s Hydro links, Hoppie´s Hydro rechts.

Im ersten Bild ist schön zu sehen, das Hoppie´s Hydro sich pausenlos gedreht hatte, wodurch eine pfannenförmige gleichmäßige Vertiefung entstanden ist. Seine Nockenwelle konnten wir drin lassen und läuft bis heute. Excalli´s Hydro drehte sich anfänglich auch, bis Grat ihn blockierte. Danach scharpte er immer an der gleichen Stelle, was auch den Nocken beschädigte.

 

Auf dem 2. und 3. Bild kann man sehen, daß bei Excalli schon andere Hydro´s verbaut wurden. Siehe Nut am unteren Rand.

 

Dies erklärt aber immer noch nicht die unglaublich laute Explosion!

Also weiter suchen!

Erstmal die Kipphebelplatte kontrollieren!

Die Kipphebelplatte war heil, nur der Stößel von den Einlassventilen ist leicht verbogen.

Erklärt immer noch nicht die starke Explosion!

Also weiter suchen!

Um den Zylinderkopf mit den Ventilen abzunehmen, mußte ich vorher den Krümmer, die Ansaugbrücke und die Y Leitung demontieren.

Dann fand ich die Quelle der Explosion!

Das Manifold, die Ansaugbrücke ist auf der Unterseite geplatzt!

Unglaublich!

Schade finde ich, daß es schon ein guter, teurer  strömungsoptimierter von Baron war!

Welche Kräfte waren da am Werk, wenn 1 cm Gummi einfach so platzt!

So, alle Defekte gefunden. Fehlt nur noch die Kontrolle der Ventile und des Kolbens!

Aber da war alles in Ordnung!

Nun muß ich erstmal mit Excalli schnacken, wie es weiter gehen soll!

Mehr demnächst!

Excalli sagt, so kostengünstig wie möglich reparieren.

Er hat im Augenblick keine Kohle. Das bekommen wir hin!

 

Habe ihm vorgeschlagen, daß ich die Nockenwelle mit Diamantabziehstein überarbeite, den Stößel richte und die Dicke mit Gebrauchteilen wieder aufbaue. Garantierte Fahrbarkeit für 15.000 Km. Alles darüber hinaus ist gut. Ich rechne mit 40.000 Km, bis sich die Hydro´s wieder melden.

Es kann nix kaputt gehen, wenn man das nächste Mal auf die Synthome achtet und sie rechtzeit in die Werkstatt bringt.