Stretchtank II
Verzinnen vs. Polyesterspachtel
Geschrieben von BOFH | |
Mittwoch, 26. März 2008 |
Durch meine langjährige Arbeit im Bereich der Oldtimerrestauration, bin ich zwangsläufig zu dem Problem gekommen mich mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen :
Spachtel oder Zinn, nur Spachtel, nur Zinn oder beides ???
Um es vorab zu sagen : ganz ohne Spachtel geht es nicht !
Allerdings wurde hier schon immer in den letzten Jahren viel Unsinn getrieben, zentimeterdicke Schichten von Spachtel haben auf einem Restaurationsobjekt- oder auf einem Tankumbau- nichts zu
suchen. Sicher kann man damit leicht Dinge kaschieren, frei nach dem Motto :
Was des Blechners Hammer nicht ziert, das wird mit Prestolit verschmiert !
Wenn man so arbeitet, wird sicher der erste Eindruck nicht schlecht sein, allerdings nach einer gewissen Zeit rächt sich diese Arbeitsweise dann doch, da sich die dicken Spachtelschichten im
Bereich der Übergänge markieren, oder sich der allgegenwärtige Rost von innen zeigt !
Ich möchte Euch hier einmal eine kleine Schilderung der Vorgehensweise zum Zinnen mit auf den Weg geben.
Wie gesagt, selbst bei guten Blecharbeiten incl. verzinnen, benötigt man immer noch etwas Spachtel zum glätten der feinen Unebenheiten, im Idealfall als Spritzspachtel. Bei vielen PKW Teilen ist
aber verzinnen aus verschiedenen Gründen nicht immer möglich z.B. Motorhauben usw., wir wollen hier aber nur das ganze bei Arbeiten an einem Tank betrachten, z.B. wenn man den Tank optisch durch
einen Stretch verlängert.
Am wichtigsten ist bei allen Arbeiten am Tank : vorher muß der Tank entgast werden !!!!
Das heißt, die im Tank vorhandenen Benzindämpfe müssen restlos entfernt werden, sollte man das nicht machen, kann bereits ein kleiner Funke beim Schleifen oder Schweißen das Benzin-Luftgemisch
entzünden und dann fliegt einem der Tank mit einem schönen Knall durch die Werkstatt. Dabei kann man sich sehr schwere Verbrennungen und sonstige Verletzungen zuziehen- und glaubt mir- ich weiß
das aus eigener, leidvoller Erfahrung!
Wie kann ich jetzt einen Tank von den explosiven Gasen befreien?
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten :
1.) Befüllen des Tanks mit speziellen technischen Gasen. ( Was die Profis machen )
Für den Do It yourselfer :
2.) Befüllen des Tanks mit Wasser ( einfach Gartenschlauch rein- aufdrehen-laufenlassen-fertig )
3.) Befüllen des Tanks mit Gas ( Schlauch an den PKW Auspuff anbringen- in den Tank leiten- Motor laufen lassen- nach ca.
20 Minuten-fertig entgast )
Jetzt kann man gefahrlos am Tank schleifen und schweißen !
Wichtig für alle Arbeiten ist, die Bleche müßen absolut rostfrei sein, denn auf dem Rost hält kein Zinn der Welt. Das bedeutet alles muß fein abgeschliffen werden und die Bleche und Poren von
Rost und Fett befreit sein.
Dann wird mit einem Pinsel die sogenannte Lötpaste aufgetragen. Lötpaste benötigt man um das Blech dazu zubringen überhaupt das Zinn anzunehmen, denn auf dem rohen Blech haftet kein Zinn ohne
entsprechende Vorbehandlung. Früher wurde das mit Lötwasser, Salzsäure und Flußmittel usw. bewerkstelligt- mancher kennt das evtl. noch vom Gas-Wasser Installer.
Heute verwendet man eben diese Lötpaste, die nichts anderes ist als in Salzsäure gelöstes Zinn- also auch eine agressive Soße- die das Blech dann ziemlich schnell rosten lässt. Wenn man z.B. 2
überlappende Blechstücke angepunktet hat und den Übergang dann verzinnt, bildet sich im Bereich innen- wo sich die Bleche überlagern- innerhalb von 1-2 Stunden schon der unerwünschte braune Feind
!
Mit einer Lötlampe oder kleinen Gasbrenner wird nun diese Lötpaste vorsichtig erhitzt und das Zinn schmilzt und dringt zusammen mit der Säure zwischen die Bleche- dank des sogenannten
Kapillareffekts.(deshalb schweiße ich diese Bleche meißt durchgängig zusammen)
Die matt graue Lötpaste wird durch das Erhitzen nun glänzend, mit einem Baumwolllappen wird der glänzende Bereich dann abgewischt, bis die letzten grauen Stellen verschwunden sind.
Das wird dann so über den gesamten Bereich gemacht, der dann später mit Zinn gefüllt werden soll. Diesen Bereich wäscht man dann mit einem feuchten Lappen ab, um die Säurereste zu entfernen.
Danach kann man dann das eigentliche Stangenzinn aufbringen.
Wie das dann erfolgt erkläre ich Euch in dem 2. Teil.
So endlich geht es weiter, und zwar mit einigen Bildern zu dem Thema Verzinnen :
So sieht also ein roher Stretch aus, nachdem das Grundblech gechnitten wurde und mittels einer Rollenmaschine in Form gebracht wurde.
Das Blechteil wird angepasst und angepunktet:


Danach wird dann das Blech durchgehend, in sogenannten Pilgerschritten verschweisst.
Entweder verwendet man ein MIG/MAG Schweißgerät oder man MIG/MAG lötet ( was den Vorteil hat, das die Temperatur beim Schweissen ca. 450° niedriger ist und somit bei verzinkten Blechen der
Abbrand des Korrosionsschutzes vermieden wird ! ), oder man verwendet ein WIG Schweissgerät.

Nach dem verschweissen, wird dann alles soweit als möglich verschliffen :

Dann (kann) man den Nahtbereich z.b. durch Sandstrahlen zusätzlich reinigen, außerdem sieht man auf dem Bild schon die Vorzinnpaste (grau) und zusätzlich eine Schutzmasse gegen Temperaturverzug
(grün)


Die Vorzinnpaste wird jetzt mit dem Brenner erwärmt, bis sie anfängt partiell glänzend zu werden, dann wird mit einem Baumwolltuch dieser Bereich abgewischt, und das Blech hat Zinnangenommen.

Danach, wenn alle Bereiche vorgezinnt sind, kann das Stangenzinn aufgebracht werden ( reichlich, denn es wird wieder viel abgeschliffen werden müssen ), vorher muss allerdings der vorgezinnte
Bereich abgewaschen werden, da sich Rückständebilden, die entfernt werden müssen.


Wichtig ist dabei, das die Temperatur nicht zu hoch ist, das Zinn wegfliesst, aber auch nicht zu niedrig, das das Zinn formbar wird (dazu benutzt man einen Holzspachtel, der mit Wachs
behandelt wird)
Irgendwann hat man dann alles mit Zinn bedeckt:

Und kann mit dem Schleifen oder besser Feilen beginnen ( mit einer sog. Karosseriefeile)

Auch hierbei ist viel Erfahrung nötig, schnell hat man unschöne Feilhiebe im weichen Zinn, das ganze wird dann ggf. nochmals aufgezinnt, wieder gefeilt usw. , bis man das Endfinisch hat, es mit
dem Excenterschleifer fein bearbeitet.

Für die weiteren Schritte gibt es den Spezialisten Lackierer, der nur noch dünn verspachtelt, bzw Polyester spritzt und den Lackaufbau macht. Damit bis dahin das blanke Blech nicht rostet, sprühe
ich eine Rostgrundierung auf, es erleichtert dann dem Lacker auch Fehlstellen und kleine Unebenheiten zu erkennen.

Diese Fotos sind an dem Wildstar Stretchtank gemacht worden, hier folgen noch einige für einen Dragstar Tank, der zusätzlich noch einen Popup Tankdeckel bekommt und der Tachoeinschnitt
verschlossen wurde.




So sieht der roh verzinnte Dragstar Tank dann aus :


Das Schleifen und Feilen ist ziemliche Knochenarbeit, da von Hand - nicht maschinell gefeilt wird ....
Außerdem dann noch einige Infos über das erforderliche Innenbeschichten der veränderten Tanks !
Mit dieser Maschine wird dann der Tank innen bearbeitet : entrosten, reinigen, vorbereiten und beschichten, also 3-4 Arbeitsschritte, die zwar teilweise auch von Hand gehen, aber mit einem
Drehgestell einfacher zu bewerkstelligen sind.
