Schwinge ändern!
Wenn man das nötige Kleingeld nicht hat, sich eine geänderte Schwinge zu kaufen, dann muß man kreativ werden.
Das soll nicht heißen, daß ihr jetzt selbst an einer Schwinge rumschweißt, aber ihr könnt schon eine Menge Vorarbeit leisten, damit der Schweißer es einfacher hat.

Das ist eine ganz normale Schwinge von einem Bike, welches täglich ( auch bei Regen und Schnee ) benutzt wurde.
Das Bild zeigt die Schwinge von unten!
Hier könnt ihr sehen, wie der Bremsanker normalerweise befestigt ist.
Ab einer Reifengröße von 180, muß man daran was ändern.

Die Nase, des Bremsankers dient dazu, daß wenn man mal die Schraube verliert, der Bremssattel mit Bremsanker nicht nach hinten umschlägt, wenn man rückwärts rollt.
Ist aber Schwachsinn, weil das Gewicht der ganzen Einheit so hoch ist, daß er gar nicht zurück schlagen kann!
Außerdem sitzt der Sattel zwischen den Rahmenschleifen, der Schwinge fest.

Wie schon erwähnt, wird der Anker durch eine Schraube gesichert.
Ich hab schon Bikes aus Schweden gesehen, die gar keine Schraube mehr hatten und hunderte an Kilometer gefahren sind.
Der Fahrer sagte: Brauch ich nicht!
Auf einer Art hat er recht! Beim Bremsen drückt die gesamte Bremseinheit auf die Lasche der Schwinge. Daran ändert auch die Schraube nix! Weg kann der Halter auch nicht! Also wofür ist die Schraube da?
1. Sichert sie die Bremseinheit, sodaß sich nichts verkanten kann.
2. Sorgt sie dafür das der Bremsanker nicht immer auf die Lasche schlägt und sie dadurch auf die Dauer beschädigt wird.
3. Hält sie das Hinterrad in Position, wenn sich mal die Mutter der Achse gelöst haben sollte. Das ist wohl die wichtigste Aufgabe!

Wie ihr seht, sitzt die Schraube in einem Langloch! Es dient dazu, daß man den Halter verschieben kann, wenn man das Rad ausrichtet und den Riemen spannt.
Wenn man nun einen 200 er einbauen will, dann muß man dafür sorgen, daß der Bremsanker anders befestig wird, weil man den Platz braucht.

Wohin also mit der neuen Befestigung!
Sie muß nach außen, weil dort stört sie nicht.
Nun hat die Schwinge ausgerechnet dort einen Knick, also müßen wir eine neue Befestigung davor oder dahinter anbringen.
Vor dem Knick ist nicht sinnvoll, weil wir da den Weg der Verstellung ( Langloch ) nicht abdecken können.
Also dahinter!

Als Erstes zieht den Bremsanker in eine der Endanschläge im Langloch!
Dann nehmt euch ein Stück Pappe und setzt es auf die Schwinge.
Ich habe es direkt hinter den Knick gelegt und eine Markierung auf die Schwinge gemacht. Als Anhaltspunkt!
Nun zeichnet das Bohrloch ein und umreißt die obere Kante des Halters.

Nun schiebt ihr den Halter in den anderen Endanschlag und macht das gleiche. Jetzt habt ihr eine Schablone mit der ihr die neue Lasche anfertigen könnt.

Die Punkte müßen verbunden werden und schon habt ihr das spätere Langloch. Nun müßt ihr nur noch die Schablone auf Metal übertragen!
Ich hab mal eine Zeichnung gemacht, die ihr runterladen könnt!

Wichtig ist, daß ihr Baustahl verwendet! V2A und Alu gehen nicht, weil wir die Lasche anschweißen wollen. Normal langen 5 - 8 mm Dicke, hatte ich aber nicht, deswegen bau ich das Ding in 1 cm. Spart jede Muckibude, wenn ihr wie ich, die Lasche mit einer Bügelsäge aussägt und mit Feile bearbeitet.

Wenn ihr die Grundform ausgesägt habt, dann übertragt die Löcher, bohrt sie und feilt die Stege dazwischen weg!

Bohrlöcher angezeichnet! Nun mit einem 10,5 mm Bohren bohren!

So soll das dann aussehen!
Wenn ihr jetzt noch nicht tot seit, dann feilt oder schleift die 2 mm Phase unten noch ran, weil das Rohr der Schwinge ja keine gerade Auflagefläche hat!
Jetzt habe ich die neue Lasche mittig ( Langloch ) positioniert und mit der Schraube befestigt. Nun ist ein guter geprüfter Schweißer dran, der sich mit Schwingenrohren auskennt.

Die Lasche ist für das Schweißen vorbereitet!
Nun kann es los gehen!

Sauber geschweißt! Besser hätte ich es auch nicht machen können!

Jetzt noch einmal innen lang und gut ist!
Dann ist die Schwinge fertig geschweißt!
________________________________________________
Nun könnte man die Lasche abflexen und die Schwinge zum Sandstrahlen bringen! Aber das machen wir natürlich nicht, weil wir die Kosten für den Umbau auf unter 500 Euro drücken wollen.
Die Lasche flexen wir später ab!
Nun kümmern wir uns erstmal um die Oberfläche der Schwinge. Wie ihr auf den oberen Bildern sehen könnt, fing sie an zu rosten.
Das Weiße, sind Wasser - und Salzflecken, die man leicht beseitigen kann. Wenn ihr die Schwinge, mit einer Messingbürste bearbeitet, ist es aufwändiger, als mit einer herkömmlichen Drahtbürste, aber ihr schont das Material. Auch Eisen hat eine Seele!
____________________________________________
Wenn ihr den Rost, das Salz, die Wasserflecken und den Dreck runter habt, dann sieht sie gar nicht mehr so schlimm aus.
Nun kommt das, was ich besonders liebe!
It´s Magic!!!
Es gibt ein Mittel, welches dafür sorgt, daß die Schwinge sofort aufhört zu rosten und einen Schutz auf das Metall bringt.
Diese Flüssigkeit dringt auch da hin vor, wo ihr mit der Bürste nicht ran kommt und es weiter rosten würde. Damit streiche ich sie mehrfach ein, um einen 100 % Schutz zu haben!!
Der Clou an der Sache ist, wenn die Flüßigkeit getrocknet ist, könnte man die Schwinge sofort überlackieren! Und ich schwör euch, keiner würde sehen, daß es eine Gebrauchte ist. Also immer schön vorsichtig, wenn ihr Teile im Internet kauft!
Ist natürlich keine Magie!
Ich als alter Waffenschlosser habe nur in die Trickkiste gegriffen!
Wenn ihr etwas verchrohmt oder vernickelt, veredelt ihr die Oberfläche. Es wird mittels Strombad, Material aufgetragen, um unedleres Metall zu schützen. Auch beim Lackieren, wird eine Schicht aufgetragen, um das Eisen zu schützen, aber wie sieht es bei Waffen aus? Waffen sind Präzesionsteile, die im Mü Bereich gearbeitet sind. Waffen werden nicht lackiert, sondern brüniert und nichts weiter habe ich gemacht. Einfach gesagt, ich habe das Eisen, schwarz geätzt.
Alle Oberflächen, die durch die Bürsten blank geworden sind und alles an Rost, welcher in den Ritzen saß, ist jetzt schwarz. Am Besten, kann man das an der Lasche sehen, die wir angeschweißt haben.
Wikipedia sagt dazu!
Brünieren dient dem Bilden einer schwachen Schutzschicht auf eisenhaltigen Oberflächen, um Korrosion zu vermindern. Durch Eintauchen der Werkstücke in saure bzw. alkalische Lösungen (z. B. Natronlauge) oder Salzschmelzen bilden sich Mischoxidschichten (Konversionsschicht) aus FeO und Fe2O3 von tiefschwarzer Farbe. Dies ist allerdings nur feiner Edelrost. Die Brünierung ist keine Beschichtung. Der Stahl erhält durch den chemischen Prozess eine schwarze Oberfläche.
Durch die geringe Schichtdicke von circa 1 µm, die verfärbt ist, bleiben die brünierten Werkstücke weitestgehend maßhaltig. Wegen der Porosität der Brünierschicht besitzen sie einen nur geringen Korrosionsschutz, der sich aber durch Beölen oder Befetten deutlich verbessern lässt. Diese Schichten sind weitgehend biege - und abriebfest sowie bis circa 300 °C temperaturbeständig. Das Einsatzgebiet liegt im Maschinen - und Werkzeugbau. Weiterhin dient die Brünierung als Haftgrund für weitere Oberflächenbehandlungen wie das Lackieren. Eine spezielle Anwendung ist das Brünieren von Handfeuerwaffen.
Das Verfahren ist in Deutschland in der DIN 50938 normiert. Dort unterscheidet man auch zwischen Ein-, Zwei-, und Dreibadbrünieren.
Neben dem Schutz dient die Brünierung oft auch zur optischen Aufwertung von Gegenständen.
Ist klar das die Schwinge nicht so bleiben soll!
Es ist erstmal nur ein Schutz, damit sie nicht weiter rostet, bis wir mit unserer Arbeit fertig sind!

Heute soll die alte Lasche der Bremssattelhalterung entfernt werden. Außerdem wollen wir die Schwinge cleanen und die Anschraublaschen des unteren Beltschutzes abflexen!
Andreas hat die Laschen akurat und sauber abgeflext! Die Prämisse war, die Schwingenrohre nicht zu berühren.
Da ist die alte Lasche! Die wird jetzt nicht mehr gebraucht!
Nun müßen die Flexstellen sauber geschliffen werden ohne das Material vom Schwingenrohr abgetragen wird. Also nur die Schweißnähte entfernen!
Andreas hat die groben Arbeiten gemacht und ich den Feinschliff!
Anschließend war die Schwinge für die Lackiervorbereitung fertig.


So, nun muß der Bremsanker angezeichnet und eingekürzt werden!
Das Langloch im Halter kann wech und die Rundung muß angepasst werden, so daß der Reifen, Platz hat.
Kein Zuckerschlecken!
Stück für Stück flexen wir jetzt was wech, bis er passt.
Das heißt! Abflexen, anpassen, abflexen......

Der Halter wird angepasst!

Jetzt haben wir den Freilauf, den wir brauchen! Das Rad läuft berührungslos und hat 1 cm Platz!

Die Funktion ist gegeben, der Rest ist Kosmetik!
Andreas rundet jetzt die ganzen Kanten ab, damit er schick aussieht!

Hier mal der Vergleich, alter und neuer Halter!
Mit diesem geänderten Halter kann man gut leben. Man hat die Sicherheit, daß er nicht brechen kann und die Gewähr, daß der Sattel auch richtig sitzt!
___________________________________________
Jetzt kommt es drauf an!
Alle Teile wurde separat angefertigt. Passt alles zusammen? Und vor alle dem, haben wir richtig gemessen?
Wir haben richtig gemessen!
Alles passt!
Das Rad läuft frei ohne Schleifgeräusche und es läßt sich im gesamten Langloch verschieben.
Was will man mehr!
Obwohl alles passte, drehte Andreas voll am Rad! Warum?
Na, weil er es konnte! grins
So, meine Arbeit war erstmal erledigt!
Andreas wird die Schwinge jetzt aufhübschen!
Aufhübscharbeiten!
Andreas hat die Möglichkeit auf der Arbeit, Sand zu strahlen, zu Läppen und Glasperlen zu strahlen.
Also, warum sollte man das nicht nutzen!
Als erstes wurde die Schwinge Glasperlen gestrahlt!
Dabei ist wichtig, daß Lager, Lagersitze, Passflächen und Gewinde geschützt werden! Gewinde schützt man, in dem man einfach eine Schraube rein dreht und Wellendurchläße mit Gewindestange, Unterlegscheiben und Muttern.
________________________________________________
Da das Metall jetzt ungeschützt ist, muß schnellstens ein Schutz aufgetragen werden!
Nein, keine Angst! Andreas ist nicht zum Rommelfan geworden und macht jetzt ein auf Wüstensturmlackierung. Die Schwinge muß geschützt werden und dazu bietet sich eine Grund-, Rostschutz-, Füllerlackierung an. Wir haben uns für einen Zinkschutz, der Firma Würth, mit 70 % Zinkanteil entschieden. Diesen haben wir 3x aufgetragen. Warum ein Zinkschutz?
Wie bei neuen KFZ Karossen und bei Schiffsrümpfen auch, wird der Zink als erstes angegriffen und somit das Eisen geschützt.
Das ist so, weil der Zink als unedler gilt.
Bei Schiffen nennt man die Zinkklumpen, die unter der Wasserlinie am Rumpf angebracht werden, Opferannoden!
Wikipedia sagt dazu!
Anschließend wurde die Schwinge 3x schwarz lackiert.
Ihr solltet einen etwas hochwertigeren schlagfesten Lack verwenden.
So, nun wurde der Bremsanker silber lackiert und die Schwinge 3x mit Klarlack bearbeitet.
1 Tag trocknen lassen und dann kann sie eingebaut werden.
Ich muß mal über Thunderbike meckern!

Thunderbike hat diesen Bremssattel zu dem Halter und der 250 er Bremsscheibe dazu gelegt. Angeblich sei die Sicherheit durch die Änderung am Bremssattel nicht beeinträchtig! Und angeblich soll die selbstsicherne Mutter die Last beim Bremsen übernehmen.
Wat für´n Quatsch!!!!!
Es ist unverantwortlich!!
Sie haben über 1 cm von der Aufnahme des Bremssattels entfernt, so daß nur noch ein Steg von 3 mm übrig geblieben ist. Ich hatte Andreas gleich gesagt, so einen Scheiß bau ich nicht ein! Ich sehe die Sicherheit von Andreas und Merle durchaus gefährdet!
Wissen die eigentlich welche Bremskräfte auftreten, wenn 330 Kg + Fahrer + Sozia + Gepäck abrupt von 120 km/h abgebremst werden müßen? Ich bin schwer enttäusht von Thunderbike, weil ich eigentlich nur gute Arbeit von ihnen gewohnt war!
Sie haben eine Sollbruchstelle eingebaut!
Das Thunderbike auch anders kann, sieht man hier!
Da ist nix abgefräst!

Bestes Cruiserwetter und wir sitzen in der Werkstatt und basteln!