Nockenwellen erneuern!
Nach 46 Tagen Abstinenz, hatte ich nun endlich mal wieder Zeit zum Schrauben. Excalibur tat mir schon unendlich Leid, weil er so lange warten mußte. Ich hatte ihn schon angeboten sie zwischenzeitlich zu Yamaha zu bringen, damit die Saison nicht ganz verloren ist, aber er wollte warten und hatte Verständnis. Auch für die anderen tat es mir Leid! Viele stehen seit Monaten auf der Warteliste und ich hoffe, daß ich sie jetzt zügig abarbeiten kann, bevor die Wintersaison beginnt.
Excali ist nicht der Einzige mit Nockenwellenproblemen und durchgeschliffenen Hydros. In Europa gibt es 3 weitere Maschinen mit den gleichen Problemen. Man berichtete mir haarstreubendes! Zum Einen, finden unsere Wilderkumpels keine freie Werkstatt, die sich an das Problem traut, zum Anderen verlangen die Yamaha Werkstätten im bayrischem Raum bis zu 3000 Euro für die Reparatur, weil angeblich der Motor raus muß.
Unglaublich!!!
Zum unnötigen, geldabzockenden Ventile einstellen, bauen sie ja den Motor auch nicht aus, obwohl sie die Zylinderköpfe öffnen müßen! Das geht so! Aber zum Nockenwellenwechseln, wo man von der Seite aus ran kommt, da wollen sie den Motor ausbauen. Ja, nee! Ist klar!
Nun gut! Fangen wir an!

Beim letzten Mal fiel mir schon auf, daß das Öl von Excali eine sehr hohe Zähigkeit aufwies und das sein Öldruck im kaltem Zustand bei 5 psi lag. Im Vergleich zu anderen recht hoch, was mich zu der Annahme einer Verstopfung und der Ursache, der Unterversorgung der Hydros, führte. Es soll ein Qualitätsöl SAE 20 W 50 sein. In meinen Augen völlig ungeeignet für unsere Dicke. Da wir nicht in der Sahara, sondern in der norddeutschen Tiefebende leben und unsere Dicke schnell alle Punkte mit Öl versorgen muß, ist ein dünnflüßiges Öl vom Vorteil.
Nicht das wir uns falsch verstehen! Am Anfang hatten wir auch Wert auf Qualitätsöl gelegt, weil wir der Meinung waren, nur das Beste für unsere Dicke. Aber die Marke spielt absolut keine Rolle. Wichtig ist nur, wenn ihr die Originalkupplung drin habt, braucht ihr mineralisches Öl, weil sonst die Kupplung durchrutscht. Wenn ihr eine Barnettkupplung drin habt, könnt ihr auch teilsynthetisch und Vollsynthetisch fahren. Bei Excali haben wir jetzt die Polo Hausmarke Viscooil SAE 10 W 40 für 4 Taktmotoren genommen. Das ist ein Preisunterschied von 30 Euro zum Markenöl.
Zum Öldruck!
Die Erfahrung zeigt uns, daß er im kalten Zustand bei 4 PSI und im warmen - bei 2 bis 3 PSI liegt. Im Hochsommer auf langen Strecken und im Stau, kann der Druck sogar bis auf 0 runter gehen. Dann ist das Öl fast so dünn, wie Wasser und kaum noch meßbar. Bei Excali lag er bei 5 PSI und beim Gas geben steigend!

Ich hab es geschafft, daß ganze Reparaturkit , für unter 1000 Euro einzukaufen. Wichtig dafür ist euer Baujahr.
Nockenwellen sind hier kaum zu bezahlen. In den USA bekommt man sie, fast die Hälfte billiger. Bei der ´99er kann man die Nockenwellen noch einzeln einkaufen. Allerdings kostet eine soviel, wie 2 von späteren Baujahren.
Ab 2000 gibt es sie im Satz, weil sie aufeinander eingeschliffen sind. Das ist der große Karton mit der Nummer 4WM-W1211-02 / 1 SET.
In den kleinen Packungen oben drauf sind die Hydro´s. Die habe ich bei meinem Yamaha Händler für 58 Euro das Stück gekauft. 3 Tage Lieferzeit.
Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich habe gelernt, daß man bei einem Defekt immer alles wechselt. Das heißt! Wenn eine Nockelwelle kaputt ist, wechselt man immer beide. Ihr fragt euch warum? Es hat sich gezeigt, daß wenn man nur die defekten Teile austauscht, nach kürzester Zeit, auch die vermeindlich heilen Teile defekt sind. Die Ursache dafür ist, das die Teile, die Last der defekten Teile mit übernehmen mußten und dadurch doppelt so hoch belastet wurden.Dadurch sind auch diese Teile verschlissen, obwohl man noch nichts sehen kann. Warum erzähl ich euch das! Nun, ich habe noch ein paar alte Nockenwellen liegen, die ich hätte einbauen können. Aber, da ich nicht weiß, was damit ist, verbau ich sie auch nicht.

Wenn man die Nockenwellen schon in den USA bestellt, dann sollte man auch gleich das Dichtungskit dort mitnehmen. Alles zusammen ohne Hydro´s kostet 751 US Dollar.

Yamaha empfiehlt, den Auspuff und das Trittbrett abzubauen. Braucht man nicht! Man kommt so überall ran.
Erstmal entfernt man das Cover des Dekompressionsschalters, dann nimmt man den Motorseitendeckel ab.

Jetzt könnt ihr den Dekompressionsschalter demontieren.
Achtet auf die Kunststoffunterlegscheiben!

Die Stifte der Dekompression können rausgezogen werden. Sie sind dafür da, die Auslassventile beim Starten zu öffnen, damit der Motor leichter durchdreht.



Achtet darauf, daß ihr sie bei der Montage wieder richtig einsetzt.
Der linke Stift ist länger!

ACHTUNG!!!
Bevor ihr die Zahnräder und Nockenwellen löst oder rausnimmt, müßt ihr den Motor auf " 0 " Stellung bringen. Sonst habt ihr ein Problem!! Yamaha empfiehlt den Motorseitendeckel auf der anderen Seite abzubauen, die Wartungsöffnung aufzumachen und die Einstellung an der Kurbelwelle auf " 0 " zu stellen.
Das geht auch einfacher!
Die Zündkerzen müßt ihr auf jedenfall raus nehmen. Es lang aber, wenn ihr eine pro Zylinder entfernt.
Dann steckt ihr einen langen Holzstab durch die Zündkerzenbohrung des hinteren Zylinders, damit ihr die Höhe des Kolbens peilen könnt. Der Stab muß so lang sein, das er nicht in den Zylinder fallen kann!
Dann setzt ihr einen 19 er Maulschlüssel auf die Mutter des großen Zahnrades und dreht den Motor im Uhrzeigersinn, bis die Markierungen auf den Zahnrädern überein stimmen. Der Holzstab sollte jetzt rausgekommen sein und der Kolben auf der höhsten Position stehen. Dies Position nennt man " OT " ( Oberer Totpunkt ).

Das ist der wichtigste Arbeisschritt!!
Sollte der Motor nicht auf " OT " stehen und die Markierungen nicht übereinstimmen, braucht ihr gar nicht erst weiter machen. Dann empfehle ich euch eine Yamaha Werkstatt eures Vertrauens. Dann stimmt die ganze Grundeinstellung des Motors nicht. Das heiß, daß der ganze Motor zerlegt und neu aufgebaut werden muß.

Ihr müßt drauf achten, das sich der Motor jetzt nicht mehr verdreht und so bleibt. Um die beiden Inbusschrauben ( rechts oben ) der rechten Nockenwelle und die Schraube ( 14 er Schlüsselweite unteres Stirnrad ) zu lösen, müßt ihr das verdrehen des Motors verhindern. Dazu nehmt ihr euch eine alte Kupferdichtung, knickt sie in der Mitte und steckt sie in die Verzahnung rechts neben der Markierung. Nun könnt ihr die Schrauben lösen!

Die geknickte Kupferscheibe muß hier zwischengesteckt werden.

Wenn ihr die Inbusschrauben und die untere Schraube gelöst habt, können wir die große Mutter vom großen Rad lösen. Dazu stecken wir die geknickte Kupferscheibe auf die andere Seite der Verzahnung und lösen die Mutter.
Ich hatte das Problem, daß die Mutter zwar leicht zu lösen, aber die Kupferscheibe fest verkeilt war. Um die Kupferscheibe wieder frei zu bekommen, hab ich mit einem Messingdorn und Hammer leicht auf die Verzahnung des großen Rades in Uhrzeigersinn geschlagen. Dadurch löste sie sich wieder.

Jetzt kommt der zweit wichtigste Schritt!
BEVOR IHR DIE ZAHNRÄDER ABZIEHT, müßt ihr unter dem Stirnrad einen Lappen stopfen! Die Zahnräder werden durch Keile auf den Wellen gehalten und wenn ihr sie abzieht, fallen diese in das Kurbelgehäuse. Also vorsichtig!!!
( Die Keile sind sehr klein. Paßt auf, daß ihr sie nicht verliert )
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Nachdem ihr die Zahnräder abgenommen und die Keile gesichert habt, könnt ihr die Schraube in der Mitte oben rausdrehen.

Wenn ihr die Schraube entfernt habt, könnt ihr die Lasche leicht nach rechts verdrehen und die Ölleitung vorsichtig heraushebeln. Wenn ihr die Ölleitung raus habt, könnt ihr die restlichen
Schrauben rausdrehen und die ganze Einheit mit Nockenwellen rausziehen.

Die Ölleitung versorgt die Nocken und die Hydros mit Öl.

Durch die grün markierten Bohrungen werden die Nocken der Nockenwelle mit Öl bespritzt. Durch die blau markierte Bohrung werden die Hydros über das Gehäuse mit Öl versorgt. Also ein wichtiges Teil! Überprüft bitte ob alle Bohrungen frei, die Lötstellen noch ordentlich dicht und die O - Ringe heil sind.

Was mich am meisten wunderte, war, daß keinerlei Späne zu finden war. Man sollte doch annehmen das sich eine Menge Material im Nockengehäuse abgelagert hat, nachdem mehrere Hydros und die Nockenwelle abgeschliffen wurden. Aber nix! Die Späne wurde vollständig weggespült. Dann weiß man auch, welche Unmengen an Öl, die Ölpumpe hierher befördert.

Die untere Welle ist der Zapfen der Kurbelwelle!

Das ist die Einheit, die wir rausgezogen haben. Schade ist, daß man die Einheit nicht wieder so reinsetzen kann. Die Markierungen der Wellen sind auf der Seite, die man nicht sieht. Daneben seht ihr die neuen Wellen.

Hier kann man von der Seite mal sehen, wieviel vom Nocken abgearbeitet wurde.

Hier sieht man es deutlicher. Selbst ohne nachzumessen kann man sehen, daß 2 - 3 mm des Nockens abgeschliffen sind. Was passiert dann? Wenn der Nocken abgeschliffen ist, stimmen die
Öffnungszeiten der Auslassventile nicht mehr Die Ventile werden später geöffnet, gehen nicht so weit auf, wie sie sollen und schließen früher. Es bleibt eine Menge Rotz im Zylinder zurück der
sich in die Decke des Zylinders setzt und dafür sorgt, das die Ventile und die Zündkerze verdrecken. Und das bedeutet! Sie läuft unrund, springt schlecht an und hat Leistungsverlust. Im
Zusammenhang mit abgeschliffenen Hydros ist das Gesamtbild schon reichlich ausgeprägt. Da kommen dann schon Fehlzündungen und lautes Klingeln der Stößel hinzu. Sie läuft dann zwar immer noch,
steht aber kurz vor einem Kollaps! Excali hatte Glück, daß er noch bis Saisonende fahren konnte. Solange sie täglich benutzt wurde, lief sie. Aber alleine schon das Stehen im Winter hatte
gelangt, daß sie im Frühjahr nicht mehr wollte.

Auf dem Zapfen der Kurbelwelle sieht man Laufmarken. Diese sind allerdings erhöht und nicht eingelaufen. Das gehört so. Nun müßen wir alles für die Montage vorbereiten. Das bedeutet, jede Menge
Dichtungsreste entfernen!

Bei der Montage werden die Wellen in die Bohrungen des Motorblocks gesteckt. Wichtig ist vielleicht noch zu erwähnen, daß man vorher die Funktion der Dekompressionsstangen kontrollieren sollte. Wenn man die Stangen rein steckt, sollte man einen deutlichen Federdruck spüren und sehen können, daß die Kugel am Auslassnocken rausgedrückt wird. Dann ist alles in Ordnung.
2. Alle Laufflächen und auch die Verzahnungen müßen mit Einlauffett eingesetzt werden. Trocken geht nicht. Das Einlauffett übernimmt die Schmierung, bis der Motor es wieder selbst machen kann.
3. Sollte man die richtige Welle an die richtige Stelle einsetzen.
4. Sollte man auf die Markierungen auf den Wellen achten und die Wellen zueinander ausrichten. Dazu muß gesagt werden, daß die linke Welle ein zweigeteiles Zahnrad hat. Das Hintere, der zwei ist federgelagert um das Spiel aus der Verzahnung zu nehmen und reagiert sehr langsam. Also nicht mit Gewalt, das andere Zahnrad reindrücken. Schön langsam, die Wellen einsetzen!


Wenn alle Laufflächen und Verzahnungen mit Einlauffett bestrichen sind, kann der Deckel mit neuer Dichtung, wieder aufgesetzt und mit 10 N über Kreuz verschraubt werden.
Hoffentlich waren die Dichtflächen sauber!

Wenn ihr den Deckel drauf habt, könnt ihr alles wieder in umgekehrter Reihenfolge zusammen setzen.

Eine Besonderheit gibt es noch! Wenn ihr das große Zahnrad aufsetzen wollt, installiert erst das kleine Zahnrad mit Keil. Dann das große ohne Keil. Das große Zahnrad ist auch zweigeteilt, aber
nicht federgelagert. Die Zahnräder lassen sich in den grün markierten Bohrungen verschieben. Aber nicht über die gesamte Länge! Die halbrunden Langlöcher werden in eine Richtung immer enger, so
daß es irgendwann blockiert. Also erst das kleine aufsetzen, dann ( nach Beachtung der Markierung ) das Große in das hintere Zahnrad. Ihr könnt drücken wie ihr wollt! Ihr bekommt das vordere
nicht ohne Werkzeug in die Verzahnung. Dazu braucht ihr einen Dorn, den ihr in die rot markierten Löcher steckt und so durch gleichzeitiges drücken, das vorder aufsetzt. Wenn ihr es drauf habt,
könnt ihr den Keil einsetzen. Ist eine ganz schöne Fummelarbeit! Selbst ich habe ne ganz schöne Zeit gebraucht!
Wenn alle Markierungen stimmen könnt ihr die Mutter und Schrauben wieder nach Buch anziehen. Achtet darauf, das ihr jetzt die geknickten Unterlegscheiben auf die entgegen gesetzte Seite platzieren müßt.


Endspurt!
Nun werden nur noch die Nocken mit Einlauffett eingestrichen, die neuen Hydros installiert und die Zylinder wieder aufgebaut.

Wenn ihr dann soweit wieder seit, ist es fast geschafft!

Und wenn ihr schon wieder die Spiegel anbauen könnt, dann lief sie schon über eine halbe Stunde im Leerlaut.
Kaum zu glauben, aber sie sprang sofort an und lief so ruhig, wie ein Uhrwerk!
Ehrlich gesagt, hab ich noch keine Wilde gehört, die so ruhig und gleichmäßig läuft!