Handbremsdefekt nach Reifenwechsel!

Günni hatte seine Räder ausgebaut um die Reifen zu wechseln.
Alles lief nach Plan.
Er drückte mit einem Bremsbackenzurücksteller, die Belege weiter auseinander, damit er Platz für die Bremsscheiben hatte und die Montage einfacher wird.
Nach der Montage stellte er fest, daß er plötzlich keinen Bremsdruck mehr hatte. Er kontrollierte die Leitungen und Bremskolben der Sattel auf Lecktagen, aber nichts!
Was war passiert, wo war der Bremsdruck hin?
Wenn man ein geschlossenes System ohne Bremsdruck hat, können es nur die Leitungen, die Sattel oder der Bremskolben im unteren Ende des Handbremsbehälters sein. Da Günni aber alle Leitungen zwecks Überprüfung geöffnet hatte, war es schwer eine Aussage zu machen.
Vorgehensweise!
1. Kontrolle ob die Bremsbacken richtig eingesetzt sind. Gerade vorne kann es vorkommen, daß sie verrutschen und verkanten.
2. Nachziehen aller Ölleitungsanschlüße und Kontrolle ob irgendwo Öl ausgetreten ist. Gerade alte Originalleitungen können bei solchen Aktionen platzen.
3. Versuchen mit dem Handbremshebel Öl in die Leitungen zu pumpen um so Druck aufzubauen.
Obwohl wir mehrere Minuten bei geöffneten Bremsflüssigkeitsbehälter pumpten, kamen keine Luftblasen, die anzeigen würden, daß Öl in die Leitungen gedrückt wird.

Günni erzählte das er vor der Aktion schon das Gefühl hatte, daß die Bremse " weich " wurde.
Mit " weich " bezeichnet man die Situation, daß man den Hebel weiter ziehen kann als üblich und die Bremskraft nicht mehr voll da ist. Normalerweise passiert das, wenn Luft oder Kondenzwasser im System ist. Dann sollte man die Bremsflüssigkeit auswechseln und die Anlage vernünftig entlüften.
Bei Günni wiederum hatte das eine andere Ursache. Er ist Vielfahrer und seine Dicke hat schon 160.000 Km runter. Das ist eine beachtliche Leistung und bis jetzt wurde noch nie etwas an der Handbremseinheit gemacht, außer Belege - und Ölwechsel.

Ich habe mal versucht es in einer Zeichnung dazustellen!
Der Bremskolben im Handbremsbehälter hat 3 Dichtungen. Die 1. sitzt direkt auf dem Bremskolben, da wo der Bremshebel auf den Kolben wirkt. Sie schützt den Bremskolben vor Schmutz von außen. Die 2. ( hier rot gekennzeichnet ) sorgt dafür das kein Öl am Handbremshebel austreten kann. Die 3. ( hier blau gekennzeichnet ) ist die, die bei Günni kaputt war. Im Laufe der Jahre wurden die Gummilippen, die an der Zylinderwand abdichten immer dünner und weicher. Normale Abnutzung! Dadurch, daß Günni jetzt mit den Bremsbackenzurücksteller einen Gegendruck aufbaute und das Öl zurück floß, stülpten die Gummilippen einfach um.
Das die Bremse weich wurde, war ein Zeichen, daß teilweise schon Öl zwischen Gummidichtung und Zylinderwand zurück floß. Jetzt wo die Gummilippe einmal umgeschlagen war, ist sie auch kaputt. Es kann kein Druck mehr aufgebaut werden. Die Dichtung mußte ausgetauscht werden. Nach dem Wechsel war es kein Problem, den Bremsdruck wieder aufzubauen und nachdem die Leitungen entlüftet waren, bremste sie auch wieder einwandfrei. Doof war nur, daß wir keinen neuen Dichtungssatz in der Werkstatt hatten. Wir verwendeten Bernie´s Alten, den wir aufgrund von Bremsproblemen ausgewechselt hatten. Günni besorgt sich einen Neuen, der schnellst möglich eingebaut werden muß.