Bearbeitung von Deckeln

Heute will ich euch an Hand eines Lichtmaschinendeckels zeigen, was man bei Beschädigungen machen kann.

 

Wenn der Deckel nur schutzig ist, gibt es die verschiedensten Mittelchen, um ihn wieder sauber zu bekommen.

 

Jeder hat da so sein eigenes Geheimrezept.

 

Ich zum Beispiel, lasse Wasser nur auf Regenfahrten an meine Dicke.

Geputzt wird mit kriechfähigem Öl ( Silicon -, WD 40, Balostrol, Sonax ) und Chrompolitur.

 

Sollte sich aber die Farbe verändert ( gelblicher Ton ) haben, der Lack beschädigt sein, dann sieht es schon anders aus.

 

Als erstes würde ich es erstmal mit Nitroverdünner versuchen.

Hellt sich die Farbe dadurch nicht auf, dann kann man die Oberfläche mit Polierschmiergel leicht anschleifen und neu mit Klarlack abdecken.

Das ist die Lösung für kleine Geldbeutel!

Bei diesem Deckel ist der Lack stark beschädigt und einige Kratzer gehen 1 - 1,5 mm tief ins Alu. Was tun?

Das einfachste ist ein Lacker, der ihn abschleift, mit Füller vorbehandelt und dann neu lackiert. Kostet allerdings ne Kleinigkeit!

Pulverbeschichten wäre auch noch eine Möglichkeit! Kostet allerdings auch!

Ich, als Freak stehe bei Motordeckeln nicht so auf Lack!

Deswegen muß er runter!

Das bedeutet aber auch, daß man die Kratzer besonders gut sieht.

Aber schauen wir uns den Deckel erstmal genauer an!

Einige Kratzer sind oberflächlich und ließen sich noch bearbeiten!

Andere sind so tief, daß sie bis ins Alu reichen.

Der freundliche Monteur, der den Deckel ausgebaut hat, hatte den Deckel in einen Schraubstock ohne Schutzbacken gespannt, um die Ölleitung zu demontieren. Dadurch haben wir jetzt Abdrücke.

Die Abdrücke haben wir leider auch auf der Flanschfläche!

Ausgerechnet in diesem Bereich, fehlt die alte Dichtung!

Die hätte das Alu geschützt.

Aber, bereiten wir den Deckel erstmal vor!

Als erstes, muß die alte Dichtung runter.

Das kann man vorsichtig mit einem Cuttermesser ( Teppichmesser ) machen, oder mit einem Dichtungsentferner, wie zum Beispiel von Würth. Danach schleifen wir den Lack mit einem 180er Schmiergel runter.

Übrig bleibt die knallharte Realität!

Tiefe Kratzer und Einschläge im Material. Mit keiner Poliermaschine der Welt bekommt man die wieder raus. Also müßen wir das erstmal bearbeiten.

 

Mit einer Feinschlichtdiamantfeile bearbeiten wir die Krater.

Dabei ist zu beachten, je tiefer wir ins Material gehen, je größer ist die zu bearbeitene Fläche. Die Krater waren 1,5 mm tief, die zu bearbeitene Fläche wurde immer größer und hatte nachher 4 cm. Zu beachten ist auch, daß man die Rundung des Deckels bei behält.

Das ist wichtig, weil man sonst später auf dem poliertem Deckel eine Lichtbrechung hat.

 

Die Kratzer von der Feile bekommt man mit 320 er Schmiergel weg.

Solange die Schraubstockabdrücke in der Fläche eines Schraubenlochs sind, ist das kein Problem. Einfach wieder glatt feilen! Ist es aber eine Dichtfläche für ein Kupferring, dann müßt ihr exakt gerade arbeiten!

Die Dichtfläche ist was für Profi´s! Solltet ihr hier Scheiße bauen, dann verliert die Karre Öl. Und da wir keine Harley haben, muß das auch nicht sein. Hier können wir nicht einfach die Macken rausfeilen und gut ist. Hier muß die ganze Dichtfläche auf einmal bearbeitet werden.

Entweder bringt man den Deckel weg und läßt die Fläche neu schleifen, oder man nimmt sich eine Glasplatte, legt da 400 er Schmiergel drauf und zieht den Deckel ab.

Glasplatte deshalb, weil sie exakt gerade ist!

Dann heißt es schleifen, schleifen, schleifen, bis alle Macken weg sind!

Ihr fragt euch sicherlich: Mensch, der hat doch mindestens 1mm runtergeschliffen. Dichtet der Deckel eigentlich noch sauber ab?

Klare Antwort: Ja!

Die Originaldichtung aus Papier, ist 0,3 - 0,8 mm dick und selbst Yamaha verkauft im Laden dickere, stabilere Dichtungen mit 1,0 - 1,5 mm als Ersatz. Schon alleine durch die neue Dichtung, wird Materialverlust von 0,7 mm ausgeglichen. Außerdem verwenden wir bei der Montage beidseitig Hylomar. Hylomar ist eine dauerelastische Dichtungsmasse, die einen sehr hohen Temperaturbereich abdeckt und flexibel auf Unebenheiten reagiert. Bei der richtigen Handhabung ( sprich Deckel über Kreuz mit Drehmoment angezogen, nach 5 - 10 Min. nachgezogen ) kann überhaupt nix passieren.

Mehr demnächst!