Die neue Neander

Martialisches Bike: die Neander (Foto: Neander Motorcycles)
Frische-Kur für die Dampf-Maschine
Nach nur vier verkauften Exemplaren eines Motorrades erfolgt selten ein Facelift. Bei der Neander allerdings schon. Grund für die Frische-Kur der Cruiser ist aber nicht die geringe Verkaufszahl, denn bei einem solchen Motorrad gelten vier veräußerte Einheiten in nicht mal drei Jahren als durchaus lohnend. Schließlich müssen für das Bike mit Turbo-Dieselantrieb mindestens 95.000 Euro hingeblättert werden. Werfen Sie eine Blick auf die Foto-Show.
Neander ist fast ein Unikat
Doch dafür erhält der Käufer auch ein Motorrad, das seines Gleichen sucht. Das Bike der Extraklasse ist das weltweit erste Turbodiesel-Motorrad in Serienproduktion, Rußpartikelfilter inklusive. Angetrieben wird es von einem 1340 Kubikzentimeter großen Reihen-Zweizylinder mit Doppelkurbelwelle, zwei obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder.
112 PS stehen zur Verfügung
Zwangsbeatmet wird der Selbstzünder durch einen Garret Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung. Resultat des hohen technischen Aufwands sind satte 112 PS, die bereits bei 4200 Umdrehungen anliegen. Noch beeindruckender ist das Drehmoment: Üppige 214 Newtonmeter bei gerade mal 2600 Touren sind eine klare Ansage.
Turbodiesel für die Neander
Allein schon ein Dieselmotor in einem Bike ist ungewöhnlich, aber ein Selbstzünder mit Turbolader, verbaut in einem Motorrad, ist nun noch exotischer. Bei der Neander sind die Einlass- und Auslassventile nicht paarweise, sondern gegenüberliegend angeordnet. Dazu gibt es einen Kurbeltrieb, der die Verbrennungskraft nicht auf ein, sondern auf jeweils zwei Pleuel pro Kolben verteilt. Zwei verzahnte und damit gegenläufige Kurbelwellen werden dabei in Rotation versetzt. Und die vier Pleuel des Zweizylinders sind fliegend auf den Hubzapfen gelagert. Klingt verwirrend, funktioniert aber.
Neander wiegt fast 300 Kilogramm
Zudem verfügt die Neander über eine Doppelgabel mit getrennt einstellbarer Druck- und Zugstufe und eine Brembo-Bremsanlage mit schwimmend gelagerten Bremsscheiben, die den rund 300 Kilogramm schweren Dampfer sicher zum Stehen bringen sollen. Zudem besitzt es eine beheizte Sitzfläche, Räder aus gefrästem Alu, eine aus dem Vollen gefräste Alu-Fußrastenanlage sowie eine aus 32 Einzelteilen zusammengeschweißte Aluschwinge.
Sanft gerundetes Heck
Die Optik der wuchtigen Cruiser hat sich durch das Facelift im Vergleich zur Erstauflage von 2007 etwas verändert: Beim ersten Modell nahm in einer schräg vom Tank nach unten führenden Linie den Sitz auf, hinter dem sich ein recht voluminöses, etwas kantiges Heckbürzel mit seitlich angebrachten Blinkern breit machte. Heute findet sich an der Neander ein sanft gerundetes Heck, das frei in der Luft zu schweben scheint. Die Blinker sind in den Sitzunterbau gewandert und optisch unauffällig in die Heckpartie des Bikes eingepasst.
Fettes Endrohr
Verändert wurden auch Verlauf der Auspuffanlage. Die einst etwas dünn aussehenden Röhrchen, die rechts und links zum Hinterrad geführt wurden, sind verschwunden. Ein fettes, schwarzes Endrohr hat nun auf der rechten Fahrzeugseite seinen optisch dominanten Auftritt.
Instrumentenpanel fällt weg
Ebenfalls verschwunden sind die einst im Tank untergebrachten Instrumente. Die Serviceleuchten und für den Straßenbetrieb erforderlichen Anzeigen haben jetzt in den Spiegeln Platz gefunden. Das macht den Wegfall des kompletten Instrumentenpanels möglich und schafft Platz für das Wesentliche - und das ist bei der Neander unverändert ihr Motor.